Der Ball spielende Hund by Agatha Christie

Der Ball spielende Hund by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 9783596171446
Herausgeber: Fischer Taschenbuch Vlg.
veröffentlicht: 2006-09-14T22:00:00+00:00


16

«Ein Herr wünscht Sie zu sprechen, Madame.»

Die Dame, die im Schreibzimmer des Durham Hotels an einem Tisch saß und schrieb, wandte den Kopf, erhob sich und kam uns mit fragender Miene entgegen.

Mrs Tanios’ Alter war schwer bestimmbar; über dreißig war sie jedenfalls. Sie war eine große, schlanke Frau mit dunklem Haar, vorquellenden hellen Augen und bekümmertem Gesicht. Sie trug ein modernes Hütchen, hatte es aber falsch aufgesetzt, und ihr Baumwollkleid sah zerdrückt aus.

«Ich glaube nicht – », begann sie unschlüssig.

Poirot verbeugte sich. «Ich komme von Ihrer Kusine, Miss Theresa Arundell.»

«Oh, von Theresa?»

«Könnte ich Sie kurz sprechen?»

Mrs Tanios sah mit leerem Blick umher. Poirot deutete auf ein Lederkanapee an der Stirnseite des Schreibzimmers.

«Mutti, wohin gehst du?», quäkte eine schrille Stimme.

«Ich setze mich nur dorthin. Schreib deinen Brief weiter, Liebling!»

Das Kind, ein mageres, spitz aussehendes Mädchen von etwa sieben Jahren, wandte sich wieder seiner anscheinend mühsamen Arbeit zu.

Wir setzten uns. Mrs Tanios sah Poirot fragend an.

«Es handelt sich um den Tod Ihrer Tante, Miss Emily Arundell.»

Bildete ich mir das ein, oder flackerte wirklich Angst in ihren Augen?

«Ja?»

«Miss Arundell änderte ihr Testament kurze Zeit vor ihrem Tod», fuhr Poirot fort. «Nach den neuen Bestimmungen erbt Miss Wilhelmina Lawson das ganze Vermögen. Ich komme, Mrs Tanios, um Sie zu fragen, ob Sie sich Miss Theresa und Mr Charles anschließen und das Testament anfechten wollen.»

«Oh!» Mrs Tanios atmete tief aus. «Aber ich glaube, das wird doch nicht möglich sein! Mein Mann hat nämlich einen Rechtsanwalt um Rat gefragt, und der war der Meinung, dass keine Aussicht besteht.»

«Rechtsanwälte sind vorsichtig, Madame, und weichen einem Prozess lieber aus. In den meisten Fällen haben sie auch wirklich Recht. Aber manchmal lohnt es sich, ein Risiko einzugehen. Ich bin kein Anwalt und sehe die Sache daher mit anderen Augen. Miss Theresa Arundell ist bereit, den Kampf aufzunehmen. Und Sie?»

«Ich? Ich weiß wirklich nicht – » Sie knetete nervös die Finger. «Ich müsste meinen Mann fragen.»

«Selbstverständlich müssen Sie Ihren Mann fragen, bevor irgendwelche Schritte unternommen werden. Aber was sagt Ihnen Ihr Gefühl in dieser Angelegenheit?»

«Ich – ich weiß wirklich nicht.» Mrs Tanios sah noch bedrückter drein. «Das hängt ganz von meinem Mann ab.»

«Aber was ist Ihre Ansicht, Madame?»

Mrs Tanios zog die Stirn in Falten und antwortete langsam: «Ich bin nicht sehr dafür. Es sieht so – es gehört sich eigentlich nicht.»

«Finden Sie, Madame?»

«Ja – da Tante Emily ihre Familie nun einmal enterbt hat, müssen wir uns wohl damit abfinden.»

«Sie tragen es ihr also nicht nach?»

«Oh, doch!» Ihr Gesicht rötete sich. «Ich halte es für sehr ungerecht. Höchst ungerecht! Und es kam so unerwartet, es sah Tante Emily gar nicht ähnlich. Und es ist so hart gegen die Kinder.»

«Sie hätten es von Miss Emily Arundell nicht erwartet, wie?»

«Nicht im entferntesten.»

«Wäre es mithin nicht möglich, dass sie nicht aus freiem Willen handelte? Halten Sie es für denkbar, dass sie beeinflusst wurde?»

Mrs Tanios runzelte wieder die Stirn und antwortete fast widerwillig: «Ich kann mir Tante Emily unter irgendeinem fremden Einfluss einfach gar nicht vorstellen. Sie war eine so energische alte Dame.»

Poirot nickte. «Das ist wahr.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.